Mittwoch, 2. Januar 2019

Im Zeichen des Mondfests

Sienna zieht mit ihrem Vater von England nach China, in das Land, in dem ihre Mutter Kate vor einiger Zeit verschwunden ist. Da ihr Vater viel arbeiten muss, hat er sie bei der chinesischen Haushälterin abgestellt, damit diese ihr Mandarin beibringt. Doch diese Frau scheint eiskalt und ist Sienna nicht sehr wohlgesonnen. Kontakte nach außen oder zu ihrem Vater versucht sie zu unterbinden.
Als Sienna ihre geliebte Kiste mit den Briefen ihrer Mutter vermisst, kommt sie zufällig dahinter, dass die Haushälterin nicht nur diese, sondern auch den wertvollen Schmuck ihrer Mutter stiehlt. Sie stellt sie zur Rede, doch dies kümmert die Haushälterin wenig. Als diese kurz abgelenkt ist, ergreift Sienna die Gelegenheit und verschwindet kurzerhand mit ihrer Kiste. Dank eines Jungen, der ihr schon bei ihrer Ankunft aufgefallen ist, gelingt ihr die Flucht. Dabei stellt sich heraus, dass auch dieser auf der Suche nach jemanden ist. Sein bester Freund, den er liebevoll großer Bruder nennt, hat nämlich Siennas Mutter begleitet und ist nun auch zusammen mit ihr verschwunden. Gemeinsam wollen sie klären, was mit den beiden passiert ist und machen sich, nur in Begleitung ihrer unsichtbaren Freunde, mutig auf in die Provinz Henan - dorthin wo die beiden zuletzt gesehen worden sind. Werden sie die Vermissten finden? Und wer steckt hinter alledem?

Der Schreibstil der Autorin ist wirklich sehr flüssig und lebendig. Wie im Flug ist die Geschichte dahingeflogen und war leider viel zu schnell zu Ende. Nichtsdestotrotz ist die dort erzeugte Spannung sofort auf mich übergegangen.
Sienna habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Dieses liebe Mädchen, dass sich ergeben den Wünschen ihrer beruflich viel zu eingespannten Eltern beugt und so einsam ist, dass nur ein imaginärer Hund - oder ist er real? - ihr Gesellschaft leistet. Entwurzelt aus der Heimat, die sie kennt, nimmt ihr Vater sie mit nach China, wo der Kulturschock wahrscheinlich größer nicht sein kann. Zum Glück hat Sienna schon viel von diesem Land dank der Arbeit ihrer Eltern gelernt. Dabei ist sie stets sehr tapfer und verliert ihr Ziel nie aus den Augen. Gemeinsam mit ihren unsichtbaren Freunden trifft Sienna auf ihrer Suche viele echte Freunde und hilfsbereite Menschen.

Die Thematik des unsichtbaren Freundes wurde schon des öfteren in der Literatur benutzt, doch noch nie habe ich sie so schön umgesetzt gefunden wie in diesem Buch von Barbara Laban. Diese Figuren sind allesamt wunderschön gezeichnet und vermitteln den Geist echter Freundschaft. Und nur die, die den Glauben an diese nicht verloren haben, können sie sehen.

Sehr ansprechend fand ich auch die chinesischen Kapitelüberschriften, die von der Lautschrift und der Übersetzung begleitet wurden. Diese feinen Einzelheiten runden das Gesamtbild des Buches sehr schön ab. Ebenso wie das Cover, das mich gleich von Anfang für sich eingenommen hat. Farblich wunderschön gestaltet zeigt es einen Drachen und herrliche Blütenzweige. Ein echter Hingucker.

"Im Zeichen des Mondfests" ist ein sehr schönes Kinderbuch, in dem die Spannung in keinem Fall zu kurz kommt und das mich obendrein wahrlich verzaubert hat.